Laufende Ausstellung 5

Teil 5: Besondere Objekte in der Goethe-Realschule plus

„Zeig mir ein Objekt in dieser Schule, das für dich besonders ist…“, das fragte ich den Schulleiter Ralf Marenbach, die Konrektorin Nicole Staehle, den Konrektor Gunnar Ritter und den Schulsozialarbeiter Thomas Schulte-Wissermann an einem Dienstagvormittag in der Goethe-Realschule plus.

Ralf Marenbach führt mich zu der Skulptur der goldenen Hand auf dem Schulhof: „Die Skulptur der goldenen Hand ist ein ganz besonderes Objekt an dieser Schule. Sie konnte entstehen, indem Schüler*innen mit der Künstlerin Maria Hill im Rahmen des Projektes „Koblenzer Orte der Kinderrechte“ zusammengearbeitet haben. Die beteiligten Schüler*innen haben in ihrem Leben Fluchterfahrungen gemacht und ausgehend davon im Kunst-Projekt die Hand als Symbol entwickelt, das ihnen im Zusammenhang mit ihrer Flucht, aber auch hier in der Schule und in Koblenz von Bedeutung erschien. In einem langen Prozess wurde überlegt, welches Element es ausdrücken kann, dass auch positive Aspekte dieses ganzen Erlebens bedeutsam sind. Das Erstaunliche war, dass fast von allen Beteiligten die Hand als helfendes, als rettendes, als unterstützendes Symbol gesehen wurde.

Darüber hinaus finde ich, dass dieses Symbol insgesamt die Haltung widerspiegelt, die an der Goethe-Realschule plus von allen eingenommen wird, die hier arbeiten, sich hier einbringen und die Lernprozesse initiieren und begleiten. Daher denke ich, dass diese besondere Skulptur wunderbar auf unser Schulgelände passt.“


Nicole Staehle zeigt mir Bilder von Schüler*innen, die in ihrem Büro hängen:

„Die Bilder sind in einem Kunst-Projekt mit der Jugendkunstwerkstatt entstanden. Gemalt haben sie Jugendliche, die nach ihrer Flucht aus Kriegsgebieten nach Koblenz gekommen sind. Es waren die ersten geflüchteten Jugendlichen, die in der Goethe-Realschule plus eingeschult wurden. Im Kunst-Projekt ging es darum, Zukunftsperspektiven zu finden, Träume darzustellen, aber auch darum, das ausdrücken zu können, was die Schüler*innen belastet.  

Wenn ich diese Bilder ansehe, dann sehe ich die Schüler vor mir. Ich sehe den Schüler vor mir, der mit einem Schlüssel die Zukunft aufschließt und für sich eine Brücke findet. Ich sehe einen Schüler vor mir, der auf seiner Flucht viele grausame Dinge erlebt hat. Ich sehe einen Schüler, der sich ein Schloss baut. Ich sehe einen Schüler, der nach all seinen schrecklichen Erlebnissen beschlossen hat, zukünftig unbeschwert und fröhlich durch die Welt zu gehen. Ich sehe den Schüler, der in großer Zeitnot war, weil er nach der Schule dringend einen Ausbildungsvertrag brauchte, um nicht wieder nach Afghanistan zurückgehen zu müssen. In diesen Bildern sehe ich, was die Jugendlichen bewegt, was alle Jugendliche bewegt, die aus ihrer Heimat flüchten mussten. Die Bilder spiegeln das stellvertretend. Für mich sind die Bilder besonders, weil es meine erste Begegnung mit so vielen geflüchteten jungen Menschen war, die alle eine neue Chance gesucht haben und auch hier gefunden haben.

Wenn ich auf diese Bilder schaue, sehe ich jeden einzelnen Schüler vor mir und deshalb sind die Bilder etwas sehr Besonderes für mich.“


Gunnar Ritter holt ein Musikinstrument von der Bühne:

„Vor Jahren habe ich angefangen, auf den grünen Regentonnen Musik zu machen, das „Trash-Drumming“. Damit konnte ich immer mehr Schüler*innen begeistern, die inzwischen auch immer mehr Ideen haben, wie wir das Trommeln musikalisch einsetzen können. Jetzt gibt es sogar eine Sambagruppe, sie kann starten, wenn Präsenzunterricht wieder möglich ist. Dieses Objekt hier ist eine Sambatrommel, eine brasilianische Surdo. Sie steht stellvertretend dafür, was für kreative musikalische Sachen wir in den nächsten Jahren noch vorhaben.“


Thomas Schulte-Wissermann zeigt mir ein historisches Straßenschild, das in seinem Büro an der Wand hängt:

„Als ich vor elfeinhalb Jahren meine Arbeit an dieser Schule begonnen habe, schenkten mir meine Eltern dieses Schild zum Einstand. Ursprünglich hatte es mein Vater selbst einmal als Geschenk bekommen, dann hat er es an mich weitergegeben. So kam es zu mir und hier in diesen Raum. Das Schild begleitet mich vom ersten Tag an, seitdem ich an der Schule bin. Es hängt ganz oben an der Wand, damit man es gleich gut sehen kann, wenn man vorne an der Tür den Raum betritt.“